Wie ist eine Pistenraupe aufgebaut?



 
 
 
1. Die Kette
2. Die Antriebszahnräder 3. Die Laufräder
4. Die Spannräder 5. Die Radaufhängung / Federung 6. Der Fahrzeugrahmen
7. Die Karosserie 8. Die Lenkung 9. Der Motor
10. Die Anbaugeräte

 
 
 

2. Die Antriebszahnräder

Die Krafteinleitung in die Kette erfolgt über das Antriebszahnrad. Dieses besteht meist aus einem Stahlkern der mit Kunststoff beschichtet ist. Der Durchmesser ist im Laufe der Zeit immer mehr angewachsen.

Üblicher weise ist das Zahnrad hinten - einige Modelle hatten es aber auch vorne.

Es gab auch Zahnräder aus massivem Stahl oder sogar nur aus Gummi (aufpumpbar).
 

Teilweise werden die Zahnräder aber auch mehrteilig gefertigt, um den verschleißträchtigen Zahnkranz einzeln austauschen zu können.

Teilweise werden aber auch zwei nebeneinander liegende Zahnräder eingesetzt.

Bei Poncin und Agro werden keine Antriebszahnräder verwendet - der Antrieb erfolgt über die Räder. Diese Fahrzeuge können auch ohne Kette benutzt werden.
 

3. Die Laufräder

Je nach Fahrzeuggröße werden zwei (?) bis vier Laufräder eingebaut. Die Räder sind ursprünglich von PKWs (oder auch Schubkarren) übernommen worden. Heute werden sie mit verändertem Profil gefertigt. Es gibt teilweise Vollgummi- oder ausgeschäumte Reifen. Teilweise sind die Laufräder in zwei parallelen Reihen (auch versätzt) angeordnet.
Die Raupen von Kaiser besitzen statt Rädern nur Gleitkufen.
 

4. Die Spannräder

Das vordere Rad sorgt dafür, das die Kette ständig unter Spannung gehalten wird. Dazu ist es auch anders aufgehängt und anders gefedert (federt auch nach hinten). Die Spannung läßt sich an der Aufhängung verändern (teilweise hydraulisch). Das Spannrad wird stärker belastet. Daher ist es robuster; es ist ausgeschäumt oder besteht aus Vollgummi.
Die Kettenspannung wird durch das Dehnen der Gummibänder im laufe der Zeit geringer. Aber auch beim Einfedern der Räder verändert sich die Kettenspannung. Dieses muß von den Spannrädern ausgeglichen werden.

Wenn das Antriebszahnrad vorne ist, befindet sich das Spannrad natürlich hinten. Auch gibt es z.T. doppelte Spannräder, also zwei nebeneinander.
 

5. Die Radaufhängung / Federung

Die Ausrichtung der Räder darf sich beim Einfedern nicht verändern, da sonst die Kette verkanten würde. Daher sind die Räder an Pendelschwingen aufgehängt. Bei der Federung haben sich zwei Systeme durchgesetzt: Kleine Fahrzeuge werden durch Gummielemente gefedert, wie sie auch bei PKW-Anhängern Verwendung finden. Die großen Raupen haben Torsionsstabfederung.

Es gab aber auch Fahrzeuge, die ungefedert waren. Bei anderen wurden Blattfedern eingebaut.
Ein Hersteller hat jeweils zwei Räder an eine Wippe montiert, die über Drehstab gefedert ist.
Ein anderer Hersteller baut eine Hydropneumatische Federung an jedes Rad.
Auch die "Einfederungsrichtung" ist nicht bei allen Raupen gleich - nicht alle Räder federn nach hinten ein (Pendelachse vor dem Rad); einige federn nach vorne.
Es gibt auch eine Bauform, bei der die hintereinander liegenden Räder an einem Hilfsramen montiert sind. Dieser Rahmen ist (soweit mir bekannt) vorne drehbar gelagert und hinten gefedert.
Eine besondere Stellung nimmt der Prinoth P15 ein: Dieses Fahrzeug hatte mittig in Fahrtrichtung ein Knickgelenk
 

6. Der Fahrzeugrahmen

Meist wird ein Leiterrahmen verwendet. Es gibt jedoch auch Gitterrohrrahmen oder ein zentrales Rohr, an das der Rest montiert wird. Oftmals wird ein besonders für tiefe Temperaturen geeigneter Stahl verbaut.
Vorne und Hinten sind Aufnahmen für die Anbaugeräte integriert.
Die meisten Hersteller versuchen, den Rahmen möglichst starr zu gestalten. Prinoth hingegen arbeitet (zumindest teilweise) mit einem elastischen Rahmen.
 

7. Die Karosserie

Sie besteht aus Stahlblech, Alublech oder GFK, oftmals auf einem Stahlrohrgerüst. Vereinzelnt wurde auch eine Plane über den Rohrrahmen gezogen (TL). Wo es früher primär darum ging, im trockenen zu sitzen, wird heute besonderer Wert auf Rundum-Sicht und auf das Design gelegt. Auch die Fahrzeugakustik sollte heute ein Thema sein.  Es gibt Kabinen mit nur einem, zwei oder drei Sitzplätzen. Es gibt aber auch ziemlich große Personenkabinen.
 
 

8. Die Lenkung

Hier unterscheiden sich die hydraulischen von den mechanischen Raupen:
Die typische mechanische Pistenraupe hat ein Differential und pro Kette eine Bremse. Sie wird klassischerweise mit zwei langen Hebeln gesteuert, die direkt auf die jeweilige Bremse wirken. Eine Sonderstellung bei den mechanischen Raupen nimmt die stufenlose Getriebeverstellung für die Lenkung ein.
Hydraulische Raupen haben Ölpumpen, die direkt am Motor angeflanscht sind. Der Abtrieb erfolgt durch die Hydraulikmotoren direkt an die Kettenzahnräder. Gesteuert werden diese Raupen über ein Lenkrad oder eine Art Joystick. Aber auch eine Zweihebellenkung wurde eingebaut. Dieses System erlaubt auch den massiven Einsatz von elektronischen Steuer-, Regel- und Überwachungseinrichtungen.
Es gibt auch knickgelenkte zweigliedrige Raupen.
Eine Besonderheit ist auch hier der Prinoth P15: jede Kette wurde von einem separaten Motor angetrieben und konnte entsprechend beschleunigt oder abgebremst werden.
 

9. Der Motor

Die verwendeten Motoren stammen aus dem LKW- oder PKW-Bereich. Sie werden bei heutigen Raupen selbstverständlich mit Diesel befeuert. Das war aber nicht immer so - in der Anfangszeit wurden vor allem Benzinmotoren eingebaut. Übrigens stammen Getriebe, Differential und Bremsen bei den alten mechanischen Raupen oft ebenfalls aus Autos dieser Zeit.
Das Leistungsspektrum der verwendeten Motoren reicht von 2 x 10,5PS beim Prinoth TL bis zu über 400PS der heutigen Spitzenraupen.
 
 

10. Die Anbaugeräte

Ursprünglich wurde der Hang lediglich mit den Ketten plattgewalzt (damals trug die Konkurrenz Stiefel). Das erste Anbaugerät war eine schwere Walze, um auch die Fläche zwischen den Ketten zu verdichten. Dann wurden die Walzen leichter, da sie hydraulisch angepresst wurden. Loipenspurgeräte kamen auf. Auch die Frontschilde hielten Einzug. Erst starr, dann immer beweglicher.  Dann wurden Heckfräsen entwickelt - erst einteilig, heute zwei- oder dreiteilig. Mit starren Stahlzähnen oder Ketten. Frontschleuderfräsen wurden zum Schneeverfrachten angebaut.
Mit den Snowbordfahrern kamen dann Spezialgeräte, um Halfpipes erstellen und überarbeiten zu können.
Es gibt noch viele weitere Anbaugeräte, z.B. um Wasser unter die Schneeoberfläche zu bringen oder Geräte aus der Landwirtschaft (nein - die landwirtschaftlichen Geräte sollen natürlich nicht unter die Schneeoberfläche gebracht werden).
Für diese alternative Einsatzform werden die Pistenraupen auch mit Zapfenwellen ausgerüstet. Für den Sommereinsatz werden auch gerne "Sommerketten" angebaut, der Kühler auf der Ladefläche montiert und eine Hydraulikflüssigkeit für die höheren Temperaturen gewählt.